LAND IN SICHT - Theatertage des sächsischen Justizvollzuges
Die Idee
In einer Kooperation zwischen Justiz, Dresdner Theaterschaffenden und Kulturinstitutionen haben wir einer sächsischen und bundesweiten Öffentlichkeit vom 17. bis 20. November 2010 vier Theaterprojekte aus unterschiedlichen sächsischen Justizvollzugsanstalten sowie Theaterprojekte, die in der Kooperation zwischen Justizvollzug und dem Staatsschauspiel Dresden und Theater Junge Generation Dresden entstanden sind, vorgestellt. Ebenso war auch die Theaterproduktion des Maßregelvollzuges Arnsdorf eingebunden.
Darüber hinaus gab es eine Fotoausstellung, zwei Podiumsdiskussionen, Vorträge, Filme und Workshops zum Thema Justizvollzug.
Das Festival des sächsischen Justizvollzuges wirkte bundesweit und sprach sowohl ein spezielles Fachpublikum an, als auch Bürger aus Sachsen interessieren, die normalerweise eher mit Kunst und Kultur, als mit Justizvollzug zu tun haben.
Wir zeigten, dass die Arbeit mit Kunst bei Inhaftierten, wie auch in den betreffenden Institutionen enorme konstruktive Ressourcen aktivieren kann. Darüber hinaus diskutierten wir öffentlich darüber, was in sächsischen Justizvollzugsanstalten aktuell geschieht und welche zukünftigen Vorstellungen es dazu gibt.
Kunst entsteht nicht ohne kritische Reflektion, Theater ist immer Mannschaftssport und Gefangene sind Menschen, die in unserer Gesellschaft gescheitert sind und sich in absehbarer Zeit dort wieder integrieren werden.
Alfred Haberkorn, Kunsttherapeut, Theatermacher Kunst im Gefängnis e.V.
Land in Sicht?
Die übergreifende Wirkung von Theaterprojekten im Justizvollzug
Die ersten Theatertage des Sächsischen Strafvollzuges
von Alfred Haberkorn
»Land in Sicht« ist eine starke Metapher. Sie steht dafür, dass nach langer Suche ein Ziel endlich in greifbare Nähe gerückt ist. Sie verspricht Trost und bestätigt eine gelungene Navigation. Gefängnisse sind Orte der Krise, und das werden sie immer bleiben. Menschen werden dort in ihren Grundbedürfnissen nach Selbstbestimmung und Selbstverantwortlichkeit beschränkt. Niemand ist dort freiwillig, alle wollen raus. »Land in Sicht« bedeutet aus der Perspektive der Inhaftierten primär, dass die sehnsüchtig erwartete Entlassung in greifbare Nähe rückt. Hierzu kann Theaterarbeit nur sehr indirekt einen Beitrag leisten. Inhaftierte, die solch ein professionelles, vollzugsspezifisches Theaterprojekt absolvieren, arbeiten an sich selbst, am anderen und gemeinsam an einem Thema in einem Terrain, das ihnen in der Regel eher fremd ist, und stellen das Ergebnis öffentlich zur Schau. weiterlesen
Dieser und weitere Texte zur Theaterarbeit im sächsischen Justizvollzug entstammen der Publikation „Zeichen setzen im Bild – Zur Präsenz des Bildes im kunsttherapeutischen Prozess“
(Doris Titze/HfBK Dresden 2012; ISBN 978-3-942422-73-4)
erhältlich bei:
HfBK Dresden KunstTherapie, Postfach 160153, 01287 Dresden oder über: ktbuch@serv1.hfbk-dresden.de